Wolfsburger Nachtrichen, 2 novembre 1996
recensione del concerto tenuto a Wolfsburg
Aka


Adalberto Riva brillierte am piano

VOLLGRIFFIG, KLANGVOLL UND SEHR VIRTUOS

Sehr gut besucht war das Schloßkonzert am Donnerstag abend, das der junge Pianist Adalberto Maria Riva auf Einladung des Italienischen Kulturinstitutes Wolfsburg mit Werken von Franz Liszt und Frederic Chopin gegeben hat.
Sowohl im Eingangsstück, dem Liebestraum Nr. 3 in As-Dur, als auch in den folgenden Bearbeitungen Liszts von drei Schubert-Liedern war dem Pianisten die Hervorhebung der gesanglichen Melodieführung wichtig, als schöne Leitlinie für die zurücktretenden Begleitstimmen und die schmükkenden schnellen Melodiefloskeln. Vollgriffig klangvoll die Akkorde, hervorgehoben feine Ubergänge.
In Liszts "Rigoletto, Paraphrase de concert" erfaßt Riva das dramatische Geschehen der Oper Verdis in seiner tiefen menschlichen Tragik pianistisch vehement, kristallisiert aus dem flirrenden Klangzauber die vorwärtstreibende Kraft, die in vollen Akkorden den Zuhörer wie in einen Klangrausch eintaucht.
Unerbittlich hämmert der Pianist die Eingangsquinten zum Valse de l'opera"Faust" de Gounod, will den Zwiespalt in Fausts Welt zeigen: Er vermittelt banal bekannte Walzerklänge wie nebenbei, reißt den Hörer aus seiner vergnügten intimen Kaffeehausstimmung mit Fortissimo Akkorden und rauschenden Tongirlanden. Vorzüglich gelingen Stimmungswechsel, die Sentirnentalität, Keckheit oder Ubermut widerspiegeln, bis das Eingangssignal, erneut aufgegriffen und bildhaft pianistisch vorgetragen, wieder an die Faustragödie erinnert.Die Klaviertechnik Liszt, die Entdeckung neuer Spielmöglichkeiten durch ungeahnte Steigerung der Virtuosität und die Ausnützung aller dynamischen Effekte war auch für Chopin Anlaß, seine "Etüden" op. 10 Franz Liszt zu widmen.
Etüden sind ursprünglich Übungsstücke; durch Komponisten wie Cramer, Clementi und Hummel gewannen sie an Beliebtheit und Ansehen, sie waren brillant und konventionell. Erst durch Chopin wurden sie zum Konzertstück.
Chopin komponierte sie zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr, und Liszt machte sie in faszinierender Weise populär. Das ihnen zugrundeliegende ausschließlich technische Ubungsprogramm entspricht den Aufgaben moderner Klaviertechniken, das jeweils in einer Etüde auch als "gymnastische" Funktion zu verstehen ist.
Riva meisterte hervorragend die technischen Höchstansprüche, ob es sich um Akkord-oder Melodieverläufe, um Arpeggio oder polyphones Spiel kontrastierender Stimmen handelte. Brillant und perlend die chromatischen Läufe, klangvoll und voller Kraft die Akkordfolgen, subtil eingesetzt Pedaltechniken, um Klangschattierungen durchsichtig zu machen, virtuos die schnellen Wechsel innerhalb einer Figur, spielerisch leicht und stets genau akzentuiert auch in der Dynamik.
Die Zuhörer dankten begeistert mit langanhaltendem Applaus. Mit zwei Orgelvorspielen von Johann Sebastian Bach, für Klavier bearbeitet von Busoni und Myra Hess, verabschiedete sich der Künstler.


 
© 2011 Adalberto Maria Riva

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